Ausstellungstext Kunstbehandlung September 2006

Zu ihrer Zeit ist es Donna Summer einmal passiert. Ein paar oberflächlich dahergesagte Worte oder vielleicht auch nur das Gerücht darüber: „Schwul, AIDS, Strafe Gottes“, und schon kam das Aus ihrer Karriere. Ihre Lieder, ihre Auftritte wurden boykottiert, die schwulen Herzen wandten sich einer anderen Sängerin zu.

Dieses Ereignis wirft ein Schlaglicht auf das Verhältnis von schwulen Fans und ihren Stars, zeugt vom übersteigerten Maß an Verehrung und Liebe, auf die ein umso größerer Fall folgen kann. Tatsächlich wimmelt es im schwulen Götterhimmel nur so von Stars und Sternchen, meist weiblichen Geschlechts. Weil die Frau oder das Mädchen von nebenan als Objekt der Begierde nicht in Betracht kommen, fliegen Sehnsucht und Bewunderung einer Sängerin, einem Bühnen- oder Filmstar zu. Dies umso mehr, wenn die Angehimmelte in ihrer Rolle ein männerverzehrendes Image pflegt.

In seiner Ausstellung „Meine beste Freundin“ nähert sich Thorsten Knebel malend und zeichnend diesem Phänomen. Von Audrey zu Hilde, über Liz und Liza hin zu Marlene und Sophia bis zu Zarah hat der Künstler einen Reigen von Portraits der Angehimmelten und Angebeteten erschaffen.

Dabei ist die Wahl seiner Stilmittel - Aquarell, Ölbild, Tusche, Mischtechnik - fast so breit gefächtert wie der Kosmos der so Portraitierten, unter denen sich auch die eine oder andere Überraschung und Hassliebe findet. Welcher Mann will schließlich ernsthaft mit Schlauchbootlippen, die immer mehr in Mode kommen, durchs Leben stöckeln.

Martin Levec, Kunstbehandlung München